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INTERVIEW
Interview mit Corey Hawkins
Von Shannon Mahanty, 8. März 2017
„Wir haben mehr Macht, als wir denken“
Als Corey Hawkins noch ein Kind war, sahen die Helden im Fernsehen anders aus als er. Also beschloss er, selbst einer zu werden. Er zog von Washington, D.C. nach New York und studierte Schauspiel an der renommierten Juilliard School, die schon Kevin Spacey und Jessica Chastain besucht hatten. Ein paar Jahre später hatte er bereits kleine Rollen in Blockbustern wie Non-Stop und Iron Man 3. Der Fuß war in der Tür, nun musste er sie nur noch aufstoßen. Und das tat er: 2015 angelte Corey sich die Rolle von Dr. Dre in einem Streifen, der die kommerziell erfolgreichste Filmbiografie aller Zeiten werden sollte.

Foto: Dan Regan
Straight Outta Compton ist die Geschichte der umstrittenen Hip-Hop-Crew N.W.A. und die von fünf Freunden, die die sozialökonomischen Widrigkeiten ihrer Herkunft überwinden. Corey spielte darin endlich den Helden, den er sich gewünscht hatte. Und auch in diesem Jahr hört er nicht auf, mit veralteten Rollenklischees aufzuräumen. Er ist an Bord der Kult-Serie 24 und wird im neuen Ableger 24: Legacy die Hauptrolle spielen. Und dann sieht man ihn in diesem Frühling noch neben Tom Hiddleston, Samuel L. Jackson und Brie Larson in Kong: Skull Island. Für unsere aktuelles Magazin zum Thema „Wissen ist Macht“ sprachen wir mit ihm über Helden im Jahr 2017…
Du spielst die Hauptrolle in 24: Legacy. Was ist der Unterschied zum Original?
„Man wollte dafür einen neuen Protagonisten. Er musste nicht unbedingt ein junger schwarzer Kerl sein – ich glaube, das war gar nicht im Gespräch. Als ich aufwuchs, gab es keine Helden, die so aussahen wie ich. Und ich meine nicht den Typ ,schwarzer Power Ranger‘! Ich habe im Fernsehen kaum schwarze Männer gesehen, mit denen ich mich identifizieren konnte oder dachte ,Wow, ich wäre gerne dieser Typ‘. Ich war so ein Fan von 24! Ich habe es nach der Schule geguckt und mir die DVDs ausgeliehen. Deshalb ist das ein Riesending für mich, es bedeutet mir sehr viel.“

Foto: Dan Regan
Findest du, dass Multikulturalität in Film und TV immer noch unterrepräsentiert ist?
„Ja, aber das ändert sich gerade und ich bin glücklich, ein Teil davon zu sein. Dass Rami Malek einen Emmy für Mr. Robot bekommt – das ist enorm! Minderheiten können jetzt sagen ,Wir sind hier und wir gehen auch nicht wieder weg.‘ Ich glaube, die Oscars holen da gerade etwas nach. Sie versuchen herauszufinden, wie man mit dieser Entwicklung umgeht.“
Du hast Dr. Dre in Straight Outta Compton gespielt. Viele meinten, der Filme sei bei der Oscar-Verleihung im letzten Jahr übergangen worden...
„Als wir Straight Outta Compton drehten, waren wir nicht darauf aus, einen Oscar zu gewinnen. Wir wussten, der Film würde einen Nerv treffen, aber wir haben nicht erwartet, dass er derartig einschlagen würde. Das war zur Zeit der Black-Lives-Matter-Proteste. Wir haben uns die Aufstände im Fernsehen angesehen, während wir Szenen von Aufständen filmten. Die Geschichte, die wir drehten, war wirklich passiert und passiert heute noch jeden Tag. Ich fühlte mich bei der Oscarverleihung nicht ausgeschlossen. Es gibt ja eine lange Tradition, dass wir nicht berücksichtigt werden. Wir müssen eben so gut arbeiten, wie wir können, etwas Großartiges machen und hoffen, dass wir ein so großes Publikum wie möglich erreichen. Und das haben wir! Die Oscars? Wir erzählen weiterhin diese Geschichten, dann werden wir irgendwann dort auftauchen.“
Warum ist die Geschichte von N.W.A. so wichtig?
„Wenn du N.W.A. nicht kennen würdest und ich sage ,Hier, das sind die Kids aus Compton, sie sind nichts, sie werden verprügelt, sie wachsen in Armut auf. Dann werden sie reiche Stars. Einer von ihnen wird ins Weiße Haus eingeladen, ein anderer wird Kino-Mogul und der erste Hip-Hop-Milliardär‘. Wenn du nicht wüsstest, dass es eine wahre Geschichte ist, würdest du sie nicht glauben – weil die Erwartungen an die schwarze amerikanische Jugend so niedrig sind. Diese Vorurteile hat N.W.A. etwas beseitigt. Was man von ihrer Musik auch halten mag, sie waren Poeten der Straße und sind rausgegangen, um diese Geschichte zu erzählen.“

Foto: Dan Regan
Du spielst auch in Kong: Skull Island. Wie war es, mit Brie Larson zu arbeiten?
„Brie ist die Beste! Wir waren in Australien und sie hat diese Elektro-Tiere in einer Mall gefunden. Sie brachte mich, John Goodman und Tom Hiddleston dazu, auf diesen Spielzeugen zu sitzen und zu fahren, während kleine Kinder in einer Schlange darauf warteten, auch mal dran zu kommen! Sie hatte lustige Ideen und kam immer ans Set und hat alles bestimmt. Sie weiß, wie man Leute führt.“
So wie du. Wirst du 2020 Präsident?
„Haha! Wäre ich kein Schauspieler, wäre ich Politiker. Ich habe viele Interessen. Außerdem bin ich Sternzeichen Waage, wir lieben Gerechtigkeit! Ich glaube, viele Leute fühlen keine Verbindung zu den Politikern in Washington, D.C., beim Brexit kam es mir ähnlich vor.“
In den USA und in Europa herrscht ein Gefühl politischer Verunsicherung. Dein Rat an alle, die sich Sorgen machen?
„Es ist egal, ob du aus Großbritannien oder Amerika oder Asien kommst... wir Menschen haben schon Schlimmeres erlebt. Wenn wir Hass mit Liebe, Verständnis und unserer Stimme bekämpfen – nicht nur in Präsidentschaftswahlen, auch bei kommunalen Wahlen – dann wachsen wir. Für Social Media empfinde ich Hassliebe. Ich verstehe den Nutzen – du kannst Informationen schneller verbreiten als eine gedruckte Zeitung – aber es gibt mehr Möglichkeiten, wie wir Dinge ändern können. Wir haben mehr Macht, als wir denken.“
* Kong: Skull Island kommt am 9. März ins Kino, 24: Legacy läuft jetzt auf FOX