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STYLE UND POPKULTUR
Kultteil: der Kapuzenpulli
Von Libby Banks, 12. September 2018
Es gibt kaum ein Kleidungsstück, das so viel gesellschaftliche, politische und kulturelle Bedeutung hat wie der Kapuzenpulli … obwohl sich das Kultteil in den letzten 90 Jahren zumindest optisch kaum verändert hat. Gehörig aufgemischt hat der Hoodie (und seine vielen Persönlichkeiten) unser Style-Game aber trotzdem.

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Sportswear-Essential
Obwohl der erste Hoodie eigentlich für frierende Fabrik-Arbeiter entworfen wurde, ist der Kapuzenpulli schnell zu dem Sportswear-Essential geworden, das er auch heute noch ist. Schon in den 50ern, knapp 20 Jahre nachdem die Kultmarke Champion den Kapuzenpulli erfunden hatte, gab es in seiner Heimat den USA kaum einen College-Sportler, der nicht im Hoodie über den Campus joggte. Nach den College-Kids hat in den späten 70ern und frühen 80ern auch die aufstrebende Hip-Hop-Gemeinde Gefallen am Kapuzenpulli gefunden, der fortan ein fester Bestandteil dieser Subkultur wurde. Und seinen Mainstream-Durchbruch hat der Hoodie Sylvester Stallone zu verdanken, der ihm in seinen Rocky-Filmen einem Millionenpublikum präsentierte.

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Der Kapuzenpulli als politisches Symbol
Die Verbindung zu Rappern, Breakdancern und Graffiti-Künstlern hat dem Kapuzenpullover einen schlechten Ruf gegeben. Die Kapuze wird von manchen als Tarnung für Leute wahrgenommen, die unerlaubte Dinge tun. Das hat eine Debatte zum Thema Rasse, Klasse und Profiling entfacht, die ihren Höhepunkt in dem Tod von Trayvon Martin gefunden hat, der von einem Polizisten erschossen wurde, weil er ihn für gefährlich hielt. Trayvon, ein unbewaffneter afroamerikanischer Teenager, trug damals einen Hoodie, weshalb viele Leute in den darauffolgenden Protesten aus Solidarität ebenfalls einen Kapuzenpulli trugen.

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In Subkulturen
Der rote Faden, aus dem Hoodies gestrickt sind? Er hat schon immer besonders Sub- und Gegenkulturen angesprochen. Neben seinen frühen Supportern aus der Hip-Hop-Szene, ist er seit den 90ern auch bei Gruppierungen wie Punks, Skatern oder Emos beliebt. Ihre Gemeinsamkeit: Sie alle fühlen sich isoliert von der konventionellen Gesellschaft und hinterfragen gängige soziale Normen.

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Der Kapuzenpulli auf dem Laufsteg
Natürlich war es nur eine Frage der Zeit, bis der Kapuzenpullover auch die großen Modehäuser erreicht. 2016 verpasste die Marke Vetements dem Hoodie Slogan-Aufdrücke, verlangte dafür fast 1000 Euro und hat sich dadurch einen Hype beschert. Auch Designer Raf Simons – seines Zeichens sehr inspiriert von Streetwear – baut immer wieder Kapuzenpullover in seine gefeierten Kollektionen ein. Und mittlerweile hat es der Hoodie sogar auf die Haute-Couture-Laufstege (aka oberste Mode-Liga) geschafft. Aber seinen lässigen Sportswear-Vibe hat er bis heute nicht abgelegt und ist vor allem eines: bequem und praktisch.