STYLE UND POPKULTUR
Im Gespräch mit Louis Hofmann
Von Julius Kraft, 1. Dezember 2017

Fotos: Clara Nebeling, Styling Ruby Leonard & Patricia Heck (Grooming)
Was bedeutet es für dich, Teil der ersten deutschen Netflix-Serie zu sein?
„Das ist Wahnsinn, bei so einem Projekt dabei zu sein und so einen Meilenstein setzen zu dürfen. Die Serienmacher Jantje Friese und Baran Bo Odar haben eine Welt geschaffen, die so phänomenal und schwer begreifbar ist, dass man einfach Teil dieser Welt sein möchte.“


Die Dreharbeiten gingen über mehr als sechs Monate. Besteht da die Gefahr, dass man sich in dem Charakter verliert?
„Was passiert, ist, dass man den Charakter über die Zeit immer mehr findet. Man entwickelt irgendwann ein Gefühl für ihn und lässt sich fallen. Verloren habe ich mich in dieser Rolle aber nicht. Das ist mir bei einem anderen Film passiert. Ich habe im Sommer Prélude gedreht, es geht um einen Klavierstudenten, der psychische Probleme hat und dadurch Realitätsverschiebungen erlebt. Das war heftig, weil ich mich irgendwann selbst gefragt habe, was jetzt noch kontrolliert war und was nicht.“
Wie wählst du deine Rollen aus?
„Ich versuche immer, etwas Neues in einer Rolle zu finden. Etwas, das mich herausfordert. Und es sind menschliche Abgründe, die ich extrem spannend finde. Das Dunkle im Menschen reizt mich, aber auch die Verletzlichkeit. Als Schauspieler fühle ich mich fast verpflichtet, diese Abgründe zu erforschen, weil ich die Chance dazu bekomme. Und es macht Spaß.“

Wer inspiriert dich als Schauspieler?
„Tom Schilling ist mein Vorbild, weil er so eine extreme Durchlässigkeit in seinem Spiel hat und so wahrhaftig wie möglich Charaktere darstellt. Das ist eine Art, die ich sehr gerne sehe und die ich selbst anstrebe – die große Wahrhaftigkeit spielen und leben.“
In Red Sparrow hast du neben Jennifer Lawrence gespielt. Wie war das?
„Am Anfang war ich super, super aufgeregt. Es war so: Ich sitze auf ‘ner Bank und warte darauf, dass ich gebraucht werde. Ich schaue nach rechts und sehe eine blonde Frau, ich schaue wieder geradeaus, schaue noch mal nach rechts und merke – da sitzt Jennifer Lawrence ungefähr eineinhalb Meter entfernt! Da ging bei mir erstmal die Pumpe los. Langsam konnte ich mir dann einreden: ‚Okay, ich habe einen großen Respekt vor ihr, aber sie wartet hier genauso wie ich darauf, aufgerufen zu werden. Wir sitzen beide hier, sind mit den Köpfen in der Szene oder auch nicht. Sie isst etwas, ich esse etwas.‘ Das hat geholfen. Später war’s einfach cool, mit so einer tollen Schauspielerin zu arbeiten.“

Wie würdest du dieses Jahr für dich beschreiben?
„Extrem aufregend. Jetzt habe ich frei und kann ein bisschen Luft schnappen, um dann mit neuer Kraft und neuem Hunger 2018 in Projekte zu starten.“