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Im Gespräch mit Schauspielerin Luise Befort
Von Nina Faulhaber, 8. Oktober 2017
Als VOX Ende 2015 die erste Staffel der Eigenproduktion Club der roten Bänder ausstrahlte – eine Krankenhausserie, in der statt charmanter Ärzte todkranke Patienten die Hauptrolle spielen – war das ein Experiment. Ein erfolgreiches, wie sich herausstellte, das mit Kritikerpreisen, Einschaltquoten und zwei Folgestaffeln belohnt wurde. Eine zentrale Figur der Serie ist die essgestörte Emma, dargestellt von Luise Befort. Wir treffen Luise samstagmorgens zum Fototermin.

Fotos: Vitali Gelwich, Foto-Assistenz: Sophie Köchert, Styling Magda Bryk, Haare & Make-up: Jana Kalgajeva
Du hast schon mit acht auf der Musicalbühne gestanden. Wie kam das?
„Es gab einen Aushang zum Casting für die Rolle der Cosette in Les Miserables an meiner Grundschule. Ich wollte da hin, bin hin und habe dann tatsächlich die Rolle bekommen.“
Wie lange hast du das gemacht?
„Circa ein halbes Jahr. Danach habe ich eine Musicalschule besucht, die die Kinderbetreuer von Les Miserables nach der Zeit im Theater gegründet hatten. Während der Abizeit habe ich am Friedrichstadtpalast gespielt, (und) gesungen und auch gedreht, neben der Schule.Ich habe immer mehr gemerkt, das ist einfach das, was ich machen möchte.“

Im Club der roten Bänder spielst du eine Magersüchtige. Warum hast du dich für die Rolle entschieden?
„Für mich war der springende Punkt, dass gezeigt wird, wie man auch aus einer schweren Krankheit Kraft und Mut schöpfen und daraus eine noch viel stärkere Person werden kann. Und wie wichtig es ist, Menschen um sich zu haben, die dich unterstützen, die für dich da sind, und die dich nehmen, wie du bist. Es war das erste Mal, dass ich miterlebt habe, was mit diesem Beruf erreicht werden kann. Zum Beispiel haben mir Betroffene geschrieben, dass sie durch die Serie jetzt in Therapie gehen wollen und erkennen, dass sie krank sind, das ist echt ein Geschenk.“
Gibt es etwas, das du aus der Rolle mitgenommen hast, was du Magersüchtigen raten würdest?
„Sich Hilfe zu holen und sich jemandem anvertrauen. Wenn Betroffene erkennen, dass sie krank sind, ist das ist ein großer Schritt.“

Bei jungen Menschen auf der ganzen Welt herrscht gerade Aufbruchsstimmung, was soziales und politisches Engagement angeht. Spürst du das auch in deinem Beruf, dass sich Dinge ändern?
„Ich merke zur Zeit besonders, dass gemeinsames Handeln immer wichtiger ist. Es wächst gerade das Bewusstsein dafür, sich zusammenzuschließen, um etwas zu bewegen. Das finde ich wichtig und total schön.“
Gibt es ein Thema dass dir besonders am Herzen liegt?
„Was mich durch den Club der roten Bänder beschäftigt, ist, zu zeigen, wie wichtig Freundschaft ist. Und dass man sich gegenseitig an die Hand nimmt. Was ich empfehlen kann: ‚Share the Meal’. Das ist eine App, die lädst du dir runter, und dann kannst du einfach 40 Cent spenden und damit ein Kind, das irgendwo auf der Welt in einer Krisensituation ist, einen Tag lang ernähren. Das ist so wenig Aufwand aber man kann etwas bewirken.“

Was bedeutet Mode für deine Arbeit?
„Gerade als Schauspielerin spielt Mode eine große Rolle für mich, weil ich mich durch verschiedene Outfits besser in eine Figur einfühlen kann und anfangen kann, sie zu verstehen und zu finden. Ich mag es, in andere Rollen zu schlüpfen. Ich liebe beispielsweise Halloween. Ich hab schon einen richtigen Kostümfundus zu Hause und schön hässlich Schminken macht mir riesig Spaß.“
Was war dein bestes Halloween-Kostüm?
„Das kann man sich tatsächlich bei Instagram angucken. Von den letzten drei oder vier Jahren hab ich jedes Jahr gepostet, was ich so anhatte. Die schönsten Momente sind die, wenn dein bester Freund dich nicht erkennt.“
Wirklich passiert?
„Ja! Und inzwischen erwarten sie schon, dass sie mich nicht erkennen werden.“

Was steht als nächstes an?
„Ich habe letztes Jahr einen Tatort gedreht, der wird Ende Oktober ausgestrahlt. Es ist ein Genre-Film und es wird gruselig, man kann sich darauf freuen, es ist wirklich mal was ganz anderes. Bis Herbst drehe ich noch die dritte und letzte Staffel vom Club der roten Bänder. Wenn ich eine Sache mache, dann bin ich erst mal voll und ganz dabei und konzentriere mich darauf. Und danach schau ich, was noch kommt, da bin ich offen für alles…“
Wie war das Styling beim Tatort?
„Ich hatte eine oversized Holzfällerjacke an und Boots, kaum Make-Up und wildes Haar. Es war ein schöner Kontrast zu Club der roten Bänder, was ich kurz davor gedreht hatte. Da trage ich eher feenhafte Sachen und Pastelltöne und habe richtige Frisuren. Styling macht viel aus, das finde ich immer wieder beeindruckend.“

Was würdest du gerne mal wieder machen, wenn du Zeit hättest?
„Ich habe in meiner Kindheit acht Jahre Flamenco getanzt. Auch Ballett, Modern Dance, Standard... das würde ich gerne mal wieder machen. Ich hätte auch Lust, noch andere Tänze zu lernen, vielleicht Steppen.“
Die dritte Staffel Club der roten Bänder läuft im Herbst auf Vox. Am 29.10. ist Luise in der ARD im Tatort ‚Fürchte dich‘ zu sehen.